Habe ich schon erwähnt, dass in All An! virtuelle Realitäten eine große Rolle spielen? Besondere Spezialitäten wie virtuelles Riechen oder virtuelles Schlafen ausgenommen, gehe ich im Buch nicht näher auf technische Details ein, sondern spreche ganz allgemein von »VR-Zeug«, das man anlegt oder sich überstülpt.
Zwar beschreibe ich technische Finessen und Zusammenhänge sehr gerne, aber in diesem Fall interessieren mich mehr die Auswirkung der Technik auf Mensch und Gesellschaft. In diesem Sinne sind meiner Meinung nach alle guten Science Fiction immer auch Social Fiction. Anstöße für solche Überlegungen finden sich auch im richtigen Leben genug, wie das Foto oben zeigt.
In seinem Buggy, einem fahrbaren Mini-Planetarium nicht unähnlich, kann das Kind, abgeschlossen von der störenden Umwelt, ganz entspannt in die Alternativ-Welt des Handys eintauchen. Vielleicht trägt es drahtlose Kopfhörer, um seine Lieblingsserie oder einen Film zu schauen. Oder es schlägt Zeit mit einem Gelegenheitsspiel tot. (Ein E-Book liest es vermutlich nicht, behaupte ich jetzt einfach mal. Dabei stellen Bücher nach wie vor eine besonders gute Möglichkeit dar, in andere Welten einzutauchen, wenn man denn lesen kann und sich die Mühe macht.)
Das ganze Arrangement dient offensichtlich dazu, nicht der Alltagswelt ausgesetzt zu sein, die vielleicht zu überfordernd ist, vielleicht auch zu langweilig, oder beides.
In All An! finden manche Menschen ihr Lebensglück nicht mehr im normalen, dem »Hauptleben«, sondern in einem »Nebenleben«, das sie etwa als Weltraumforscherinnen oder virtueller Reiseleiter führen.
Eine spannende Frage ist, inwieweit diese virtuellen Realitäten sozial geteilt werden, und damit auch immer weiter in die gemeinsame Lebenswirklichkeit hineinragen. Wird das Virtuelle damit zur Realität? Wobei die Behauptung der »einen Realität« natürlich eine ziemliche Vereinfachung ist. Mehr dazu auch im Beitrag <Realitätsverlust bei Politikern?> und natürlich in All An!, dessen dritter Teil Buches nicht ohne Grund »Zukünfte« heißt.