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Kai-Holger Brassel
Autor und Software-Entwickler

Habe ich schon erwähnt, dass ich an einer Utopie schreibe? Der Filmbeitrag Brauchen wir mehr Utopien? (auf YouTube mit Diskussion), der kürzlich auf ARTE lief, hat da natürlich sofort mein Interesse geweckt. Unter dem bekanntermaßen vom Per Anhalter durch die Galaxis inspirierten Titel 42 - die Antwort auf fast alles firmiert bei ARTE eine »Wissensserie«, die durch ihre interessante Themenauswahl, einen gewissen Tiefgang und einer sehr guten audio-visuellen Aufmachung aus der großen Menge der Wissenschaft-Dokumentationen heraussticht. Erhellend fand ich im obigen Beitrag besonders zwei Passagen.

Ab Minute 7:00 wird anhand des Unterschieds zwischen perspektivischem und explorativem Denken deutlich gemacht, warum es um einiges schwieriger ist, eine Utopie statt einer Dystopie zu verfassen und zu lesen. Intuitiv war ich davon schon vorher überzeugt, aber nun sehe ich klarer, warum mein All An! keine ganz leichte Kost sein kann. Eine glaubhafte Utopie und erst recht der Weg dorthin, lässt sich eben schwerlich aus der Perspektive einiger Romanfiguren skizzieren. Menschen sind nicht die einzigen Treiber der Geschichte (historisch) und können daher nicht die einzigen Treiber der Geschichte (literarisch) sein. Vielmehr muss der Raum möglicher natürlicher, technischer und sozialer Entwicklungen abgetastet/exploriert werden, ohne dabei zu vergessen, dass das Publikum nicht nur unterrichtet, sondern auch unterhalten werden will. Gar nicht so einfach.

Eine Weltsicht, in der die Zukunft weitgehend vorherbestimmt und alternativlos ist, führt zur Anti-Utopie, die im Film ab Minute 19:50 als Gegensatz zur Utopie/Dystopie beschrieben wird. Und tatsächlich bewegt sich All An! in diesem Spannungsfeld. Der Mensch muss nur wollen, reicht nicht. Er muss auch wissen, was auf welchen Realitätsebenen funktionieren kann. Daher mein Versuch, mittels Systemtheorie und KI nicht-menschliche Akteure plausibel in die Geschichte einzubauen. Der Mensch spielt mit, aber er ist nicht der einzige Spieler. Er trägt Mitverantwortung für das, was kommt, aber er trägt sie nicht allein.

Die Dokumentation hat mich nochmals darin bestärkt, mein Buchprojekt zu Ende zu führen. Vielleicht klappt es ja mit dem einigermaßen unterhaltsamen, realistisch-utopischen Geschichtenerzählen.